Veranstaltung: | Bundesjugendwerkskonferenz 2016 |
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Antragsteller*in: | Bezirksjugendwerk der AWO Niederrhein, Bezirksjugendwerk der AWO Unterfranken, Bezirksjugendwerk der AWO Westliches Westfalen, Kreisjugendwerk der AWO Dresden, Bundesjugendwerk der AWO (dort beschlossen am: 08.05.2016) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 30.03.2016, 13:19 |
28: Nachhaltige Ernährung im Jugendwerk
Antragstext
Die Bundesjugendwerkskonferenz möge beschließen:
Das Jugendwerk der AWO setzt sich dauerhaft zum Ziel, nachhaltige Ernährung im
Sinne des Grundsatzprogramms als Teil des eigenen Selbstverständnisses auf allen
Ebenen konsequent umzusetzen. Zudem soll für eine stärkere Sensibilisierung
gesorgt werden, indem das Bundesjugendwerk und die Jugendwerke der AWO dieses
Thema in ihre Maßnahmen integrieren.
Dafür soll das Bundesjugendwerk nachhaltige Ernährung anbieten und in
Kooperation mit den Gliederungen für Vernetzung sorgen, Verbandswissen bündeln
und Informationsmaterial zur Verfügung stellen. So soll der gesamte Verband bei
der Umsetzung dieser Ziele unterstützt sowie ein Bewusstsein für den engen
Zusammenhang zwischen den Werten des Jugendwerks – wie solidarischem Handeln
oder internationaler Gerechtigkeit – und nachhaltiger Ernährung geschaffen
werden.
Idealerweise findet vor der Bundesjugendwerkskonferenz 2018 eine Kurzevaluation
statt, um den Entwicklungsfortschritt, Schwierigkeiten und weitere Bedarfe zu
analysieren.
Begründung
Nachhaltigkeit ist Teil des Grundsatzprogramms des Jugendwerkes. Wichtig ist dabei auch die praktische Umsetzung im Verbandsalltag. Als Jugendwerk der AWO haben wir einen Bildungsauftrag, der die Vermittlung und Umsetzung unserer Werte zum Ziel hat. Bildungsinhalte und praktisches Handeln sollte daher abseits von privaten Einstellungen stehen und sich in erster Linie auf das Grundsatzprogramm beziehen.
Das Thema „nachhaltige Ernährung“ ist alltagsnah, betrifft alle Aktiven und Teilnehmenden im Jugendwerk direkt, ist leicht umsetzbar und hat in Bezug auf nachhaltiges Handeln insgesamt großes Gewicht. Auch spielt dabei der Bereich Gesundheit eine wichtige Rolle. Das Thema „nachhaltige Ernährung“ soll innerhalb eines anregenden und positiven Bildungsprozesses aufgegriffen und über praktisches Handeln gelebt werden.
Was bedeutet „nachhaltige Ernährung“ konkret?
Das Leitbild „Nachhaltigkeit“ bezeichnet eine gesellschaftliche Entwicklung, in der die Bedürfnisse heutiger Generationen befriedigt werden sollen, ohne die Bedürfnisbefriedigung kommender Generationen überall auf der Welt zu gefährden. Die Menschen überbeanspruchen die natürlichen Lebensgrundlagen durch den sehr aufwendigen Lebensstil in den Industrieländern. Naturressourcen wie landwirtschaftlicher Boden, sauberes Wasser und saubere Luft werden knapper. Die Ernährung trägt zur Umweltbelastung über Erzeugung, Verarbeitung, Transport und Zubereitung von Lebensmitteln sowie Entsorgung von Verpackungen und organischen Resten maßgeblich bei. Der Klimawandel hat inzwischen weltweite Auswirkungen, unter denen insbesondere diejenigen leiden, die sich am wenigstens davor schützen können und die oft am wenigsten dazu beigetragen haben. Neben Temperaturanstieg, Erwärmung der Ozeane und Abtauen der Gletscher zeigt sich dies auch in der Reduzierung der Eisschilde und ineinem Anstieg des Meeresspiegels. In Deutschland entfallen rund 20 % der Treibhausgase auf den Ernährungsbereich (Umweltbundesamt 2007). Rund 40 % der ernährungsbedingten Klimagase entstehen dabei durch Fleisch(-erzeugnisse). Rodung von Regenwald für Viehweiden oder Sojaanbau ist aufgrund der Vertreibung von Menschen und unter Klimaaspekten schädlich.
Hinzu kommt, dass die ärmeren Länder des Südens ihre wertvollen Rohstoffe in den reichen Norden exportieren und die Flächen für den Anbau von Export-Produkten wie Futtermittel, Südfrüchte, Kaffee, Kakao, Tee, Baumwolle oder Soja ständig ausweiten. Gleichzeitig fehlen ihnen dadurch die Anbauflächen für die Produktion pflanzlicher und bezahlbarer Lebensmittel, um die heimische Bevölkerung ausreichend zu ernähren.
Grundsätze für eine nachhaltige Ernährung
Folgende Grundsätze gelten für einen nachhaltigen Ernährungsstil[1]:
§ Fair gehandelte Lebensmittel
§ Bevorzugung pflanzlicher Lebensmittel
§ Ökologisch erzeugte Lebensmittel
§ Regionale und saisonale Erzeugnisse
§ Bevorzugung gering verarbeiteter Lebensmittel
§ Ressourcenschonendes Haushalten
§ Gesunde und bekömmliche Speisen
Was hat „nachhaltige Ernährung“ mit den Werten des Jugendwerkes zu tun?
Wenn es uns um eine weltweite und generationenübergreifende Gerechtigkeit geht, sollten wir verstärkt Produkte aus fairem und ökologischem Handel konsumieren und damit zu einer gerechten Bezahlung und der Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards beitragen. Viele der aus Entwicklungsländern importierten Konsumartikel – vor allem Kaffee, Tee, Schokolade oder Bananen – werden unter unmenschlichen Bedingungen erzeugt. Auch viele Kinder sind davon betroffen, etwa bei der Ernte von Kaffee- und Kakaobohnen oder bei der Herstellung von Orangensaft. Zudem führen Lebensmittelexporte zu fehlenden Anbauflächen für die heimische Lebensmittelproduktion (s.o.).
Außerdem sollten wir auf einen möglichst geringen Ausstoß von Treibhausgasen achten. Dieser führt zum Klimawandel, der Naturkatastrophen, Überschwemmungen oder Dürren zur Folge hat und durch den die Artenvielfalt sowie Lebensräume von Menschen und Tieren zerstört werden. Davon sind die Ärmsten besonders betroffen.
Es geht bei einer nachhaltigen Ernährung im Jugendwerk also um Verteilungsgerechtigkeit und um solidarisches Handeln als Teil der Weltgemeinschaft. Der Umstieg auf eine nachhaltige Ernährung leistet einen entscheidenden Beitrag zu weniger CO2-Verbrauch, zu fairem Handel und zu weltweiter Ernährungssicherheit.
Emanzipation verstehen wir als Selbstbefreiung aus fremdbestimmten Lebensverhältnissen. Fremdbestimmung durch Unwissen, Halbwissen, Ängste und Ignoranz sollten wir als Jugendwerk aufdecken und auflösen, ebenso wie die Manipulation durch Werbung, Lobbyismus, politischen Mainstream und Verschleierung zugunsten von Wirtschaftsinteressen. Um nicht systemfördernd zu agieren, müssen wir als Jugendwerk die Motivation finden, entgegen eines Systems, das globale Ungerechtigkeiten maßgeblich mitverursacht, zu handeln und Verantwortung zu übernehmen. Dazu gehört auch, ein Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen solidarischem und gerechtem sowie nachhaltigem Handeln zu fördern. Denn unsere individuelle Freiheit endet dort, wo die Freiheit und die Rechte anderer eingeschränkt werden.
[1]V. Koerber, Männle, Leitzmann (2004): Vollwert-Ernährung – Konzeption einer zeitgemäßen und nachhaltigen Ernährung.10. Aufl., Stuttgart.
Kindgerechte Fassung:
Das Jugendwerk der AWO will sich auf den Weg machen, dass es irgendwann nur noch nachhaltiges Essen im Jugendwerk gibt. Nachhaltig bedeutet, dass das Essen so ist, dass nirgendwo auf der Welt Menschen, Tiere oder die Natur darunter leiden, wenn es gemacht oder zu uns gebracht wird. Das Bundesjugendwerk soll schon mal anfangen und nachhaltiges Essen anbieten. Die Leute im Jugendwerk sollen insgesamt mehr über das Thema wissen. Dabei soll das Bundesjugendwerk helfen.
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